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Sprengung der AKW-Kühltürme bei Schweinfurt vorerst gestoppt

Sprengung der AKW-Kühltürme bei Schweinfurt vorerst gestoppt

upday.de |

Kurz vor der Sprengung der beiden Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld bei Schweinfurt in Bayern ist die Aktion gestoppt worden. Auf einem Strommast im Sperrbereich wurde ein Mann entdeckt, wie ein Polizeisprecher sagt. Die Sprengung sei daher um unbekannte Zeit verschoben worden.

Die Feuerwehr rückte mit einer Drehleiter an. Höhenretter seien unterwegs, sagt der Polizeisprecher. Sobald der Mann auf dem Mast in Gewahrsam sei, könne gesprengt werden. Sollte das Gelände aber erst nach 21 Uhr frei sein, müsse neu entschieden werden.

«Wir haben alles für einen sicheren Ablauf der Sprengung getan»

Wie viel Sprengstoff in den 34.000 Tonnen Stahlbeton, Metalle und Kunststoffe stecken, ist nicht bekannt. Das Gelände nahe dem Main ist aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt worden. Die Schifffahrt auf dem nahen Main ist zeitweise gesperrt, kilometerlange Absperrbänder weisen auf die Sperrzone hin: «Wir haben alles für einen sicheren Ablauf der Sprengung getan und sind überzeugt, dass dieses Ereignis erfolgreich und sicher verlaufen wird», sagt Projektleiter Matthias Aron.

Die beiden Türme der Anlage sollen kontrolliert in sich zusammenfallen. Bereits Stunden vor dem Spektakel haben sich hunderte Schaulustige auf den Wiesen und Feldern rund um das Kraftwerk niedergelassen. «Wenn man schöne Plätze haben will, muss man halt bald kommen», sagt Olaf Müller, der mit seinem Bruder und dessen Freundin nur wenige hundert Meter vom Kraftwerk entfernt im Schatten sitzt. Picknickdecke, Sonnenschirm, Campingsstühle und eine Kühlbox hat das Trio dabei. Die drei hoffen auf eindrucksvolle Bilder für einen Slow-Motion-Film, den sie in der Familie zeigen wollen.

«Ein Endlager wird es nie geben»

Dass die 143 Meter hohen Türme nun bald Geschichte sein werden, stört den 55-Jährigen aus dem rund 30 Kilometer entfernten Hofheim keineswegs. Seine Familie sei schon immer gegen die Atomkraft gewesen – die nach seinen Angaben teuerste Art, Strom zu erzeugen. Und eine Energieerzeugung, die die Menschheit auf immer beschäftigten werde. «Ein Endlager wird es nie geben», sagt Müller. Aus seiner Sicht wäre es ohnehin schlauer, den Atommüll oberirdisch auf den einstigen Kraftwerksarealen zu lagern, so habe man mehr Kontrolle über die Castoren als in unterirdischen Deponien. 

Hintergrund: Kann Atomkraft das Klima retten?

Familie Jüngling aus Haßfurt (Landkreis Haßberge) hat sich auf der anderen Mainseite nahe Bergrheinfeld niedergelassen – samt Klapptisch, Knabbersachen und Spielen. «Wir spielen hauptsächlich Rommé», erzählt die 39-jährige Nicole. Alle seien schon ein wenig aufgeregt, vor allem ihr elfjähriger Sohn, auf dessen Drängen sie gekommen seien. «Ich mag es, wenn was weggesprengt wird», erzählt Maximilian. Um 18.30 Uhr soll es losgehen – und binnen 30 Sekunden sollen die Betonkolosse nur noch Schutthaufen sein.

Seit 2018 läuft der Rückbau

Das AKW südlich von Schweinfurt war bis zu seiner Abschaltung das älteste noch aktive Atomkraftwerk in Deutschland. 1974 begann der Bau des Kraftwerks. Die erste Kettenreaktion wurde Ende 1981 angestoßen, von Juni 1982 floss Strom ins Netz. Bis 2015 war es 33 Jahre im Dienst. Seit 2018 läuft dort der Rückbau – und dauert wahrscheinlich auch noch zehn Jahre. dpa/gf

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