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Globales Börsen-Beben – Was sind die Gründe?

Globales Börsen-Beben – Was sind die Gründe?

upday.de |

Neu aufgeflammte Ängste vor einer Wirtschaftskrise in den USA und die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten haben Panik an den Aktienmärkten ausgelöst. Der deutsche Leitindex Dax brach am Montag das dritte Mal in Folge ein. Dabei hatte das Börsenbarometer noch im Mai bei knapp 18.893 Punkten ein Rekordhoch erreicht; nun aber ist das Plus seit Jahresbeginn auf ein paar magere Prozent geschrumpft.

In Asien, wo Technologie-Werte absackten, herrschte erneut Ausverkaufsstimmung – auch das strahlte nach Europa aus. Neben Aktien standen die als hochspekulativ geltenden Kryptowährungen unter starkem Verkaufsdruck. Zur angespannten Lage an den Märkten wichtige Fragen und Antworten.

Wo fallen die Kursverluste besonders heftig aus?

Insbesondere die asiatischen Börsen wurden am Montag hart getroffen. Der Nikkei 225 brach um 12,4 Prozent ein, nachdem der japanische Leitindex noch Mitte Juli einen historischen Höchststand erreicht hatte. In Seoul sackte der südkoreanische Leitindex Kospi um fast 9 Prozent ab und im taiwanesischen Taipeh verlor der Taiex mehr als 8 Prozent. Es war auf Schlusskursbasis der größte jemals gesehene Tagesverlust. Am Kryptomarkt brach der Bitcoin auf das Niveau von Februar ein.

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Was sind die Gründe für den Kurssturz in Asien?

In Tokio war es vor allem der zuletzt deutliche Anstieg der Landeswährung Yen, der die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen deutlich belastete. Denn ein starker Yen verteuert die Ausfuhren des Landes tendenziell. In Seoul und Taipeh litten hauptsächlich Technologie-Werte unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Booms um Künstliche Intelligenz (KI) das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally.

Warum fallen auch die Kurse in Europa?

Ein Grund ist, dass mit der abgekühlten Begeisterung für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auch ein Treibstoff für die jüngste Rally diesseits des Atlantiks erst einmal weggefallen ist. «Das Wachstum im Bereich KI kommt mit enormen Kosten daher, was die Margen der Unternehmen schmälert und hohe Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt», schrieb Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.

Welche Rolle spielen die Notenbanken?

Stanzl zufolge entfaltet die restriktive Geldpolitik von Europäischer Zentralbank und US-Notenbank Fed nun ihre Wirkung. Die großen Notenbanken mit Ausnahme der japanischen hatten in den letzten Jahren die Leitzinsen stark angehoben, um der hohen Inflation infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges Herr zu werden.

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Die Teuerung ist mittlerweile wohl weitgehend im Griff, doch jetzt zeigen sich die Nebenwirkungen der Rosskur: Die hohen Zinsen haben Investitionen sowie Kredite teurer gemacht – und das Wirtschaftswachstum eventuell über das von den Währungshütern erwünschte Maß hinaus gedrosselt, fürchten Beobachter. Darauf deuteten zuletzt überraschend schwache Arbeitsmarkt- und Stimmungsdaten aus den USA hin. Die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten ist gewachsen. Da die USA die größte Volkswirtschaft der Welt sind, würde eine Wirtschaftskrise dort viele andere Länder belasten.

Was bedeutet der Kursrutsch für Anleger?

«Erst einmal scheinen starke Nerven gefragt zu sein», schrieb Aktienstratege Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen. Allerdings könnte eine Korrektur gerade bei den hochbewerteten Technologie-Werten eine allgemeine Überhitzung des Marktes vermeiden. «Vielleicht hilft es da, sich zu vergegenwärtigen, dass Aktien ein mittel- bis langfristiges Anlageinstrument sind», fuhr der Experte fort. Schließlich hatte der Dax 2009 zeitweise unter 3600 Punkten notiert. Damals erlebten die Anleger am Aktienmarkt den Tiefpunkt der Finanzkrise; seitdem hat sich das Börsenbarometer fast verfünffacht.

Wie könnten die Notenbanken reagieren?

An den Märkten wird über deutliche oder sogar wie im Fall der US-Notenbank Fed außerordentliche Zinssenkungen spekuliert, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch ein solches Vorgehen könnte – anstatt für Beruhigung zu sorgen – die Kurse weiter auf Talfahrt schicken. Denn die Anleger könnten drastische und unerwartete Zinsschritte nach unten als Zeichen dafür verstehen, dass es noch schlechter als bisher bekannt um die Wirtschaft steht.

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Wie sind die Aussichten für den Aktienmarkt?

An der grundsätzlichen Attraktivität des Aktienmarktes gerade gegenüber festverzinslichen Anleihen, die unter Berücksichtigung der Inflation kaum Rendite abwerfen, hat sich Experten zufolge nichts geändert. «Wir gehen nicht davon aus, dass sich an die derzeitige Schwächephase eine handfeste und über einen längeren Zeitraum anhaltende Krise anschließt», zeigte sich Analyst Sören Hettler von der DZ Bank optimistisch. Die Gewinnerwartungen der Aktienunternehmen in den großen Indizes für die beiden nächsten Jahre sprächen für Wachstum.

Allerdings könnten geopolitische Belastungen durch den Nahost-Konflikt die Märkte weiter unter Druck setzen. Es wird allgemein befürchtet, dass die möglicherweise bevorstehende harte Konfrontation zwischen Israel und seinen Erzfeinden mit unabsehbaren Konsequenzen für die Region einhergehen könnte. Auch für die Börse würde das nichts Gutes bedeuten. dpa/kzy

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