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„Heute ist heute“: Tonspur in Video von Kamala Harris manipuliert

„Heute ist heute“: Tonspur in Video von Kamala Harris manipuliert

Quelle: CORRECTIV.Faktencheck!

Faktencheck

„Heute ist heute“: Tonspur in Video von Kamala Harris manipuliert

Millionenfach sehen Nutzerinnen und Nutzer eine Rede von Kamala Harris, in der sie scheinbar wirre Aussagen macht. Doch es ist eine Fälschung.

von Gabriele Scherndl

Harris bei einem Event an der Howard Universität in Washington D.C. Der Ausschnitt einer Rede von dort wurde manipuliert und in Sozialen Netzwerken geteilt. (Quelle: Nathan Howard / Associated Press / Picture Alliance)
Behauptung

Ein Video zeige, wie Kamala Harris bei einer Rede auf Englisch sagt: „Heute ist heute. Und gestern war heute gestern. Und morgen wird heute morgen sein. Also lebe heute, damit die Zukunft heute so ist wie die Vergangenheit heute, wie sie morgen ist.“

Aufgestellt von: Beiträgen in Sozialen Netzwerken
Datum:
30.04.2023

Quelle

Bewertung

Manipuliert
Über diese Bewertung

Manipuliert. Dem Original-Video von April 2023 wurde eine andere Audiospur hinzugefügt. Diese stammt laut eigenen Angaben von einer Harris-Imitatorin.

„200 IQ“ und eine Reihe Sektgläser – so kommentiert ein Nutzer auf X ein Video von US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Darin sagt sie vermeintlich: „Heute ist heute. Und gestern war heute gestern. Und morgen wird heute morgen sein. Also lebe heute, damit die Zukunft heute so ist wie die Vergangenheit heute, wie sie morgen ist.“ Es klingt, als würde sie lallen. 

Millionen sahen das Video, das auf X, Youtube und Telegram kursiert. Es macht seit Monaten in verschiedenen Ländern die Runde, auch in Deutschland. Seit der amtierende US-Präsident Joe Biden am 21. Juli eine weitere Kandidatur für sich ausgeschlossen und Harris als Nachfolgerin im Rennen um das nächste Präsidentenamt vorgeschlagen hat, nimmt das Video wieder an Fahrt auf. 

Doch es ist eine Fälschung.

„Kamala for President“, kommentiert ein Nutzer auf X ironisch zu dem gefälschten Video (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Original-Video stammt von einer Rede von Kamala Harris im April 2023

Unter manchen Beiträge verweisen Nutzerinnen und Nutzer auf einen Faktencheck von Reuters von 2023. Laut diesem stammt das Original von einer Rede von Harris an der Howard Universität am 25. April 2023. Ein 30-sekündiger Ausschnitt wurde unter anderem von der New York Post veröffentlicht. Die ganze knapp 25-minütige Rede ist auch auf Facebook.

Der Vergleich des Fakes (links) mit dem Original (rechts) zeigt: Das Video stammt von einer Rede im April 2023 – und die Audiospur ist manipuliert (Quelle: X, New York Post; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Handbewegungen, Kleidung und die Personen im Hintergrund sind in den Videos identisch. Doch im Original sagt Harris an der Stelle, die aktuell online verbreitet wird: „Ich denke, es ist sehr wichtig, wie Sie von so vielen unglaublichen Führungspersönlichkeiten gehört haben, dass wir in jedem Augenblick – und ganz sicher in diesem – den Augenblick sehen, in dem wir existieren und gegenwärtig sind, und dass wir in der Lage sind, ihn in einen Kontext zu stellen, zu verstehen, wo wir in der Geschichte und im Augenblick stehen, und zwar nicht nur in Bezug auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Zukunft.“

Ein Transkript der Rede findet sich auch auf der Webseite des Weißen Hauses. Harris sprach demnach kurz nach dieser Passage über Abtreibungsrechte: „Das Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden, ist in Gefahr“, sagt sie. Die Aussagen, die ihr in dem Fake-Video angedichtet werden, fallen nicht. 

Original-Tonspur stammt wohl von Kamala-Harris-Imitatorin

Schon im Mai 2023 meldete sich auf X eine Nutzerin zu Wort, die angibt, ihre Stimme sei in dem Fake zu hören. Die Nutzerin beschreibt sich selbst als Harris-Imitatorin und veröffentlicht laufend Videos, in denen sie die Vizepräsidentin nachahmt. Am 13. Juni 2023 veröffentlichte sie auf ihrem X-Account ein Video, das sie „ein Rätsel von Kamala Harris“ nennt. Darin sagt sie die wirre Passage, die über die Bilder der Rede gelegt wurde.

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, wann sie das Audio zum ersten Mal veröffentlichte und ob sie auch die gefälschte Video-Version gebaut hat, antwortete sie bis Veröffentlichung nicht. 

Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann

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