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Kölner Wissenschaftler: „Darum sollte Leistung im Sport bewertet werden“

Kölner Wissenschaftler: „Darum sollte Leistung im Sport bewertet werden“

Rundschau | Kölner Wissenschaftler„Darum sollte Leistung im Sport bewertet werden“Von Diana Hass26.07.2024, 14:24 UhrLesezeit 3 Minuten Ein Junge springt vor der strahlenden Sonne in die Weitsprunggrube.Copyright: dpaNoten im Sport? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Kölner Sportwissenschaftler Professor Wolfgang Engel ist klar dafür.„Völliger Unfug.“ Professor Wolfgang Engel fegt das Argument, dass es im Sportunterricht besser keine Noten geben sollte, um Schülerinnen und Schülern ein negatives Erlebnis zu ersparen, vom Tisch. Der Sportwissenschaftler, der an der Hochschule des Mittelstands in Köln unterrichtet, hat eine differenzierte Meinung zur Benotung im Sport. Und zur Bedeutung von Sport an sich.„Derjenige, der nicht gut in Mathe oder Deutsch ist, kriegt auch keine gute Note in dem Fach“, argumentiert Engel. Aber er schränkt auch ein: Sport sei sicher einerseits eine Frage des Talents, übrigens ebenso wie Deutsch, Kunst oder Musik. Andererseits müssten Pädagoginnen im Sportunterricht differenzierter erläutern, warum sie eine Leistung wie bewerten. Dazu gehöre sicher auch, auf die persönlichen Voraussetzungen einzugehen.  Sich dann das Training und die Entwicklung anzusehen, sei das eigentlich Interessante, argumentiert der 55-Jährige, der früher selbst mit Schwimmen und Triathlon Leistungssport betrieben hat. Professor Wolfgang Engel ist Sportwissenschaftler.Copyright: Wolfgang Engel„Sport hat ja mehr als eine Dimension“, erläutert der Wissenschaftler, „Sport produziert nicht nur Gewinner oder Verlierer, sondern es ist ein Prozess, der beim Sporttreiben abläuft, auch mit unterschiedlichen Zielsetzungen.“ Dabei verweist Engel darauf, dass es neben Leistungs- und Wettkampfsport noch viele andere Ausrichtungen: als Hobby, für die Gesundheit oder als Gemeinschaftserlebnis.Prozesse spannender als reines ErgebnisAngesichts der laufenden Olympischen Spiele macht Engel klar: Der Weg, den eine Spitzensportlerin oder ein -sportler brauchte, um dort hin zu gelangen, ist aus seiner Sicht das wirklich Spannende. „Die Entbehrung, der Aufwand, der betrieben wurde und natürlich das Individuelle, was jeden Sportler ausmacht. Ich glaube, das ist ganz wichtig, das einmal zu betrachten.“Wer das mache, habe eine grundlegend andere Sicht, als jemand, der nur die  Ergebnisse angucke und dann maule und motze. „Das finde ich immer sehr einseitig und monodirektional. Und genau dasselbe findet unter anderem auch beim Schulsport statt“, sagt Engel. Schauen, welchen Aufwand jemand betreiben musste, sei entscheidend für die Würdigung. Die Note steht dann allerdings wieder auf einem anderen Blatt.„Ich möchte, dass die Lehrer in der Schule die Leistung erklären, die dahinter steckt. Und wenn der kleine Fritz, der kurze Knubbelbeine hat, eben nicht die 100 Meter superschnell laufen kann, dann kann ich dafür eine Erklärung finden. Und die gilt es dann halt auch zu geben“, sagt Engel. Es gehe darum, dass Kinder lernen, wie Leistung zustande kommt.So kann ein Kind im Training, Verbesserungen feststellen: Gestern ist es  eine Runde in einer Minute gelaufen. Heute läuft es die Runde in 50 Sekunden. So ein Erlebnis stärke. Es zeige, dass man etwas bewirken könne, handlungsfähig sei. Als Folge sieht der Sportwissenschaftler eine Stärkung des Selbstwertgefühls. Grundsätzlich wertet Professor Engel den Unterricht in Sportarten als ein pädagogisches Feld mit vielen Möglichkeiten. „Dort habe ich auch den Raum, Werte zu vermitteln. Fairness, Respekt, Toleranz, Disziplin. Auch das, was wir immer gerne wollen Disziplin. Jeder will Disziplin, Selbstkontrolle“, sagt er.Dass es Menschen gibt, die von Natur aus vollkommen unsportlich sind, glaubt Wolfgang Engel nicht. „Was ist denn Sport eigentlich?“, fragt er, um selbst die Antwort zu geben: „Sport ist Bewegung, zielgerichtete Bewegung mit Freunden, mit sozialen Aspekten, mit kommunikativen, mit Aspekten, die nicht einfach nur auf die Leistungserbringung ausgerichtet sind“, erklärt er. Dann schwärmt er vom Naturerlebnis, wenn man sich zu Fuß oder mit dem Rad aus der Stadt heraus bewegt. Seine feste Überzeugung: Sport ist für jeden da. „Und sei es einfach nur, dass ich eine Runde wandern gehe.“Einen Vortrag zu seinen Forschungen zum Thema „Sporterziehung und Sportbildung: Sollte Leistung im Sport bewertet werden?“ hält Professor Wolfgang Engel in der Reihe „Wissenschaft im Rathaus“ am Montag, 5. August, von 18 bis 19.30 Uhr im Rathaus, Spanischer Bau. Der Eintritt ist frei. 
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